Verschiebung der Perspektive

„Woher wisst ihr denn, was morgen sein wird? Was ist euer Leben?“
Diese herausfordernden Fragen stehen in Jakobus 4, 14. In einer kleinen Randbemerkung der Bibelausgabe von „Das Neue“ ist zu lesen, dass schon zur Zeit des Jakobus viele Menschen nur noch die Rentabilität ihrer Geschäfte im Kopf gehabt hätten und ihr ganzes Leben darauf ausrichteten. Hört sich doch irgendwie sehr bekannt an. Auch heute ist in den Tageszeitungen zu lesen, dass eine grosse schweizerische Bank ein Rekordjahr hinter sich hat, dass der Schokoladenkonsum pro Kopf in der Schweiz wieder gestiegen ist, und und und. Wir sind immer mehr Konsum- und Gewinnorientiert. Alles dreht sich nur noch um Zahlen, Maximierung des Profits, und dass die Wachstumskurve ja immer nach oben zeigt.
Ich habe persönlich nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Geschäftsmann seine Tätigkeiten zu optimieren sucht. Oder wenn eine Unternehmung ihren Gewinn maximieren will. Das ist schliesslich ihre Aufgabe und es kann damit auch Gutes getan werden. Doch darf man ab all diesen Sachen die Fragen des Jakobus nicht aus den Augen verlieren. All unser Planen und Kallkulieren ist gut und recht, doch schon morgen, ja sogar schon heute, können wir Menschen vor unserem Richter stehen. Gott hat uns beauftragt, unser Leben zu nutzen und Verwalter der Schöpfung zu sein (Gen. 1, 28). Doch kein Mensch hat die Möglichkeit, durch sein Tun, Planen, Sorgen auch nur einen einzigen Tag an sein Leben anzufügen (Mat. 6, 27). So empfiehlt Jakobus dann auch: „Sagt lieber: „Wenn der Herr es will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.““. (Jak 4, 15)
Dann können wir auch entspannt an die zweite Frage gehen. Wenn unser Leben nur aus Profit, Maximierung, Optimierung besteht, sind wir vom wirtschaftlichen Entwicklungspotential abhängig. Doch mit allem weltlichen ist es so, dass es Hochs und Tiefs gibt. Nur die göttliche Dreieinigkeit ist konstant. Er der da war, ist und sein wird. (Heb. 13, 8)
Was wir im Schämre in den vergangenen Monaten so getan haben, darf ich euch in diesem Freundesbrief mitteilen. Und, so Gott es will, auch einen Ausblick auf einige unserer zukünfigten Projekte geben.

Ehemaligentreff
Am 31. Oktober 2004 trafen sich über 30 ehemalige Jeune Filles und Jeune Hommes zu dem alljährlichen Ehemaligentreff des Schärme. Novum in diesem Jahr war, dass es anstelle von einem ganzen Wochenende auf den Sonntag reduziert wurde. Nach einem gemeinsamen Frühstück ging man als Gruppe in den Gottesdienst. Als danach alle mit dem Mittagessen fertig waren und man es sich bei Kaffee, Tee und Kuchen gemütlich gemacht hat, schaute man sich einige Bilder aus dem vergangenen Schärmejahr an und sah einen Zusammenschnitt des Portugallagers 2004. Es war für mich sehr spannend Menschen zu treffen, die den Schärme schon viel länger kennen und Teil der Geschichte sind. Auch dieses Jahr gibt es natürlich wieder ein Ehemaligentreffen. Zum Vormerken hier bereits das Datum: Sonntag, 02.10.05

Die Kuh die macht Muh
Etwas erstaunt waren die Teilnehmer der Jugendgruppe, als ich sie bat, mir ihr Geld für eine Kuh zu geben. Doch als ich sie dann beruhigt hatte und ihnen klar wurde, dass nicht ich eine Kuh kaufen wollte, legten die Jugendliche über CHF 400.—für unser Projekt Milchkuh zusammen. Nun aber von Anfang an. Die Hilfsorganisation WorldVision Schweiz setzt sich für nachhaltige Entwicklungshilfe ein. Eines ihrer Projekte ist es, denn Menschen eine eigenständige Existenzgrundlage zu vermitteln. In vielen Ländern reicht eine Milchkuh dafür beinahe aus. Die Milch ergänzt die Nahrung um viele wichtige Elemente und der Überschuss kann auf dem Markt verkauft werden. Die Kälber können jeweilen zur Mast oder Zucht verwendet werden, so dass schon bald ein eigener Betrieb entsteht. Nun haben wir also vom Schärme eine solche Kuh gekauft, respektive, wir lassen sie kaufen. WorldVision hat das Geld überwiesen bekommen und wir sind nun stolze Kuhverschenker.

Schneesportweekend
Von den zwei geplanten Wochenenden durften wir am 15./16. Januar 2005 bereits das erste Lager gemeinsam mit Moudon durchführen. Mit einer motivierten Schar gingen wir in aller Früh los, um den Samstag auch wirklich noch nutzten zu können. Das Wetter war während des ganzen Wochenendes ein wahrer Traum und auch über die Schneeverhältnisse konnte man sich nicht wirklich beschweren. Am Samstag abend versuchten wir dann Heissluftballone zu basteln, doch leider flog keines der drei Objekte. Sie gingen alle in einem kleinen Feuerball auf. Schade. Doch der Sonntag machte dies mit herrlichem Wetter wieder wett und so konnten wir nach getanem Hausputz die Pisten in vollen Zügen geniesen.
Das nächste Wochenende ist für den 5./6. März 2005 geplant und findet in Rougemont statt. Wie in den vergangenen Jahren werden wir dieses Lager gemeinsam mit Moudon, Montreux und Lausanne veranstalten und uns so schon einmal für den Einsatz in Portugal beschnuppern können.

Stami Cup
Um den Cup – Sieg des letzten Jahres zu verteidigen, stellten sich die Yverdoner Favoriten am 6. Februar ihren Herausfordern aus Lausanne, Cossonay, Moudon (zwei Teams), Montreux und Vallorbe/Payerne. In der Vorrunde waren sieben kraftzehrende Spiele zu meistern um die nötige Punktzahl zu erreichen, die einem einen Platz unter den ersten vier Teams sichern würde. Denn nur diese Mannschaften konnten sich in der Zwischenrunde noch für das Finale qualifizieren. Leider verpassten die Yverdoner Unihockeyspieler den vierten Rang aber knapp mit einem Punkt und spielte in der Zwischenrunde noch um die Plätze fünf bis acht. Die Energie und Motivation waren wahrscheinliche in der Vorrunde geblieben, so dass es in der Schlussrangliste leider nur zu einem sechsten Rang reichte. Doch das Yverdoner Team mit dem Motto „Hippies“ nahms gelassen und war mit seiner Leistung zufrieden.
Das zusammengeschlossene Team aus Vallorbe und Payerne hingegen überraschte nach einem dritten Rang in der Vorrunde mit brilliantem Spiel in der Zwischenrunde und konnte sich in einem hart umkämpften Finale den Cup mit einem 7:5 Sieg gegen Moudon I holen. So darf der Schärme auch nächstes Jahr wider Gastgeber für den Stami Cup sein. Voraussichtlicher Austragungsort ist Payerne.

Portugal
Mit jedem Tag rückt auch der Abreisetermin für unseren Arbeitseinsatz in Portugal näher. Am 24. März ist es schon wieder so weit, dass wir in den Reisecar steigen und die lange Fahrt in den Süden verschlafen werden. Bereits zum zehnten Mal machen die Jugendarbeiten aus Moudon und Yverdon gemeinsame Sache mit diesem Projekt und doch bietet dieses Jahr seine Einzigartigkeiten an. Denn dieses Mal werden wir nicht wie sonst üblich die ganze Zeit im Süden verbringen, sondern unsere Zeit in Portugal aufteilen. Die ersten paar Tage werden wir gemeinsam im Norden (Mafra) bleiben, um erst im Anschluss daran ganz in den Süden (Algave) zu fahren. Es hat noch ein paar wenige Plätze frei. Kurzentschlossene rufen am Besten rasch im Schärmebüro an, und dann schauen wir, was wir machen können.

Schärme Büsli
Im Januar mussten wir den Schärme Bus bei der Motorfahrzeugkontrolle vorführen gehen. Um nicht ein zweites Mal zur Kontrolle fahren zu müssen, brachten wir den Bus vorab in die Garage, da auch der Service fällig war. Bei der Prüfung des Fahrzeuges entdeckten dann die Mechaniker einige Mängel und machten uns einen Kostenvoranschlag für die Reperatur. Da der hintere Teil der Karosserie vom Rost ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, war die Instandsetzung sehr kostenintensiv. Wir entschieden uns dennoch, dem Schärmebüsli nochmals unter die Arme, oder besser gesagt Radkästen, zu greifen, und liesen ihn komplett überholen. Das hat sich ausgezahlt, mussten wir doch kein zweites Mal an die Prüfung.
Neben der besagten Karosseriearbeit mussten auch die vorderen Stossdämpfer, Bremsbeläge und die Aufhängung für das Getriebe ausgewechselt werden, so dass die Reperatur das Budget der Jugendarbeit mit über CHF 4500.—belastete. Beiliegend finden Sie einen Einzahlungsschein, womit Sie uns praktisch Helfen können, den Schärme und sein Büsli am Laufen zu halten. Herzlichen Dank.

Persönlich
Die Einarbeitungsphase ist nun mehr oder weniger vorbei und allmählich werden gewisse Aufgabe zur Routine. Es freut mich riesig, dass einige der Teilnehmer eine Beziehung zum Schärme aufgebaut haben, und schon auch mal unter der Woche vorbei schauen kommen. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, einige der Jugendlichen überhaupt nicht zu erreichen. Doch so geht das Spiel. Und solange sie immer in die Jugendgruppe kommen, solange dürfen wir ihnen weitergeben, was uns wichtig ist.
Neben der Arbeit im Schärme studiere ich noch am IGW. Wie Völki wohl auch, profitiere ich sehr von dieser Kombination, so anstrengend es auch sein mag. Einige der Kurse sind sehr herausfordernd und unbequem, doch nur wenn wir aus unserer Schachtel hinaussteigen, können wir wirklich mit dem Herrn unterwegs sein. Und so werden einem häufig gerade die unbequemen Situationen zu den grössten Lehrmeistern und man merkt, wie Gott einem verändert.
So darf ich mich in Yverdon auch immer mehr zu Hause fühlen. Ein Grund dafür ist sicher die herzliche Art von vielen Mitgliedern der Kirchgemeinde und deren Mittragen des Schärme im Gebet. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich einmal in der welschen Schweiz wohnen werde. Die französische Sprache und Mentalität waren mir nicht gerade ein Greuel, aber doch schon eher unsympatisch. Und nun merke ich, wie sich meine Einstellung langsam zu verändern beginnt und ich mich wohlfühlen kann, mich zu Hause fühlen kann.
Zum Schluss sende ich ein herzliches Dankeschön an Sie alle. Sie haben den Schärme geprägt. Sie haben ihn mit Gebet und Gabe am Leben erhalten. Sie sind es, die die wirkliche Arbeit tun. Danke, dass ich den Schärme nicht alleine trage, sondern Sie neben mir stehen und mit anpacken.

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