Ich sitze in der Studierstube am IGW in Burgdorf und versuche, mir die Endungen der griechischen Deklination einzuprägen. Mein Blick fällt auf die Bibel und als ich sie zur Hand nehme und aufschlage sticht mir der Vers aus Offenbarung 3, 1-2 ins Auge:
Ich weiss deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebest, und bist doch tot. Werde wach […] denn ich habe deine Werke nicht als völlig erfunden vor meinem Gott.
Härter hätte mich in diesem Moment wohl kein anderer Vers aus der Bibel treffen können. Ich habe mich über die Sommerpause mit dem Leben und Tun von C.H. Spurgeon – dem Löwe unter den Predigern – befasst. Eine von Spurgeons Hauptaussagen ist, dass Glaube ohne Werke tot ist, nichtig, ungültig. Und auch bei Jakobus finden wir eine solche Aussage im zweiten Kapitel seines Briefes.
So brachte dieser Sommer die Frage an mich, wo sind die Werke meines Glaubens? Wo die Berge die ich versetzt habe? Eine persönliche Frage die sich jeder immer wieder stellen sollte. Ich habe sie für mich nicht beantworten können – und werde dies wohl mein Leben lang auch nicht fähig sein.
Was mir aber wichtig geworden ist, möchte ich euch mitteilen. Das Wort Glaubenswerk besteht wieder aus zwei Substantiven. Glauben und Werk – in dieser Reihenfolge. Wir sollen nicht etwas bewirken, an das wir schlussendlich glauben können. Es ist nicht unser Werk, das den Glauben schürt. Es ist allein Gottes Tun durch uns, was uns glauben lässt, dass er grosse Dinge tun kann. Unsere Werke sollen dem Glauben folgen, sollen Zeugen sein und dürfen uns ermutigen. Doch kann niemand allein durch sein Tun gerettet werden. Die Werksgerechtigkeit ist bei Gott nicht gerecht. Sie ist gerade zu ungenügend weil wir uns selbst durch unsere Werke zu erhöhn versuchen. Doch ist ein Glaube ohne bezeugende Werke auch tot, nichtig, ungültig. Die Beiden gehen Hand in Hand, der Glaube der führt, die Werke die folgen. Lasse ich in meinem Leben dem was ich glaube auch Taten folgen? Und zwar konsequent, nicht nur wenn es andere auch bezeugen können?
Zu gerne tun wir doch etwas Gutes, wenn es jemand sieht oder erfahren könnte um uns danach auf die Schultern zu klopfen. Ein jeder geniesst es, gelobt zu werden. Ein Lob ist Balsam für unser Selbstwert. Doch in der Ewigkeit werden wir unsere Werke nicht vor Menschen verantworten müssen, sondern vor Gott. Und er sieht und weiss alles – egal wo wir etwas tun oder wo wir etwas unterlassen.
Mein Glaubenswerk muss nicht gross sein – euch nicht bekannt sein, damit ich etwas davon habe. Aber es muss existieren, sonst ist mein Glaube tot.
Dieses Jahr ist der November für den Schärme ein sehr aktiver Monat. Wir haben viel auf dem Programm und zusätzliche Anlässe ausserhalb des normalen Betriebes. Doch ist das kein Glaubenswerk! Aktivität macht kein Glaubenswerk wett. Wir können uns noch so sehr in eine Sache hineinknien, schlussendlich zählt die Motivation. So muss ein Glaubenswerk auch überhaupt nicht sichtbar sein. Es kann fühlbar, erfahrbar und existent sein, ohne physische Gestalt annehmen zu müssen.
Jesus sagt, dass wir grössere Dinge zu tun vermögen als er auf der Welt getan hat (Joh 14, 12). Wo ist mein Glaube, dass das möglich ist? Es geht mir nicht um Wunder – auch wenn solche die natürliche Folge eines lebendigen Glaubens sind. Es geht mir darum, dass ich ein Glaube will, der lebt, atmet und fühlt. Etwas weg vom Kopf und hin zum Herzen. Dazu sind wir alleine nicht fähig. Doch unser Beistand, der Heilige Geist hat die Möglichkeiten dazu. Mein Wunsch ist aufzuwachen, an Gott zu glauben, meinem Glauben Werke folgen zu lassen und zu erkennen, dass Gott grosse Dinge tun kann – auch und sogar durch mich.